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24.11.2023

Konjunktur im Handwerk: Robust, aber unsicher

„Die Geschäftslage im Handwerk ist auch im Herbst stabil. Das sagen die aktuellen Konjunkturumfragen unseres Zentralverbandes und ist auch die Einschätzung unserer Betriebe im Landkreis Hildesheim,“ betonte Kreishandwerksmeister Matthias Zieseniß auf der Mitgliederversammlung im Söhrer Forsthaus.

 
Das Handwerk erweist sich einmal mehr als robuster Wirtschaftszweig: Fast jeder zweite Handwerksbetrieb berichtet von einer guten Geschäftslage. Bei 14 Prozent der Betriebe laufen die Geschäfte allerdings schlecht.
Die Umsätze im Handwerk entwickeln sich im Herbst leicht rückläufig. Gebremst hätten hier vor allem die Einkommensverluste der Verbraucher seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Durch das insgesamt schwache gesamtwirtschaftliche Umfeld würden auch Nachfrageimpulse aus anderen Wirtschaftsbereichen fehlen. Hohe Zinsen dämpften vor allem im Wohnungsbau die Bautätigkeit.
Fortgesetzt haben sich die Beschäftigungsverluste im Handwerk, allerdings auf niedrigem Niveau. Vor allem berichten die Betriebe, dass Fachkräfte zur Nach- und Neubesetzung von Stellen fehlen. Entlassungen in größerem Umfang seien nach wie vor kein Thema im Handwerk.
Die betrieblichen Kapazitäten im Handwerk sind gut ausgelastet - die Auftragsreichweite liegt bei etwa zehn Wochen.
Gesunkene Energiepreise und Preisrückgänge bei vielen Materialien minderten den Kostendruck, zugleich stieg die Belastung durch die an das höhere Preisniveau angepassten Löhne. Rund die Hälfte unserer Handwerksbetriebe gaben an, dass sie ihre Absatzpreise erhöhen müssen.

Viele Unsicherheitsfaktoren für 2024

Das Handwerk sieht sich wie die gesamte deutsche Wirtschaft mit vielen Unsicherheitsfaktoren konfrontiert: Die Energieversorgungssicherheit, die anhaltende Inflation und das gestiegene Zinsniveau. Dazu kommt der Konflikt im Nahen Osten, der dämpfend auf die globale Nachfrage wirken dürfte.
Das Karlsruher Haushaltsurteil könnte die Bundesfinanzen noch deutlich stärker durcheinanderbringen. Das Karlsruher Haushaltsurteil könnte auch den Wirtschaftsstabilitätsfond, aus dem die Energiepreisbremsen gezahlt werden, gefährden.
„Wir hoffen, dass das gerade erst beschlossene Strompreispaket für produzierende Unternehmen nicht gekippt wird, sagte Zieseniß.
Für 2024 sind Prognosen nur schwer möglich. Wir gehen aber davon aus, dass der private Wohnungsbau weiterhin das Sorgenkind bleibt.

Ausbildungssituation

Bei der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt im Handwerk stimmt in diesem Jahr die Richtung: In den kommenden Wochen wird es darum gehen, auf diesem Weg weiterzugehen und den positiven Trend weiter zu verstärken.
Die Zahl der zwischen Januar und Oktober 2023 in die Lehrlingsrolle neu eingetragenen Ausbildungsverträge liegt bei 495. Dies ist ein Plus von neun Prozent in unserem Bezirk.
Trotz eines leichten Zuwachses bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt schwierig.
Die Zahl der Schulabgänger wird weniger. Mit ihnen geht auch die Zahl geeigneter Bewerber zurück. Die Folge: Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt.
Zu den aktuell fehlenden Fachkräften im Handwerk werden perspektivisch noch mehrere Tausend zusätzliche Fachkräfte im Handwerk nötig sein, um die für die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende notwendigen Solaranlagen, Wärmepumpen, elektrischen Ladestationen zu installieren und die Gebäudedämmungen und energetischen Sanierungen vorzunehmen.
Der Fachkräftebedarf ist in allen Gewerken hoch, bei den Klima- und Energiegewerken, aber ebenso bei den Nahrungsmittel-, Gesundheits- und allen anderen Gewerken:
Handwerk sichert die Versorgung der Menschen in Stadt und Land mit den unterschiedlichsten Produkten und Leistungen und ist damit für das tägliche Leben unverzichtbar. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir Nachwuchs für das Handwerk gewinnen, sagte Zieseniß.
Es gibt viele positive Beispiele, Handwerker/innen die nach der Ausbildung positive Werbung für unser Handwerk machen:
So fuhr die 23-Jährige Ida Weduwen aus der Zimmerei Kreth (Banteln) als Landesmeisterin zum Bundeswettbewerb nach Erfurt.
Der Wettbewerb hat seit diesem Jahr einen neuen Namen und heißt jetzt Deutsche Meisterschaft im Handwerk.
Auch im Tischlerhandwerk gewann eine junge Gesellin aus der Bau- und Möbeltischlerei Schierding (Hoheneggelsen) mit ihrem Schallplattenschrank den Wettbewerb „Die Gute Form“ auf Landesebene.
Zu Beginn der Versammlung ehrte der Kreishandwerksmeister Bruno Riedel, Obermeister der Fleischer-Innung Hildesheim-Alfeld, der letzte Woche sein 60jähriges Betriebsjubiläum in Ottbergen feierte.


Foto: Kreishandwerksmeister Matthias Zieseniß überreichte Bruno Riedel eine Urkunde zum 60jährigen Betriebsjubiläum.